Aus der Marktkirche kommt der OnLine-Gottesdienst der Evangelischen Kirche in Essen für den Tag Christi Himmelfahrt am Donnerstag, 21. Mai. Die Predigt hält der Pfarrer und Krankenhausseelsorger Jens Schwabe-Baumeister, für die musikalische Gestaltung sorgen Kreiskantor Thomas Rudolph (Orgel) und Martin Wistinghausen (Bass). Pfarrerin z.A. Rebecca Lackmann aus der Evangelischen Gehörlosengemeinde Essen dolmetscht Ansprache, Lieder und Gebete in die Gebärdensprache. 

 

OnLine-Gottesdienst aus der Marktkirche des Kirchenkreises Essen

Liturgie: Pfarrer Jens Schwabe-Baumeister, Krankenhausseelsorger am Philippusstift Borbeck, am Marienhospital Altenessen und am St. Vincenz Krankenhaus Stoppenberg
Musik: Kreiskantor Thomas Rudolph (Orgel) und Martin Wistinghausen (Bass)
Gebärdendolmetscherin: Pfarrerin z.A. Rebecca Lackmann, Gehörlosengemeinde Essen
Aufzeichnung und Schnitt: Till Schwachenwalde, Referent für Social Media des Kirchenkreises Essen


Ablauf

Eingangsmusik (Thomas Rudolph)

Jesus Christus spricht: „Wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen“ (Johannes 12, 32).

Herzlich willkommen zum Video-Kurzgottesdienst des Kirchenkreises Essen heute an Christi Himmelfahrt!

Ich heiße Jens Schwabe-Baumeister und bin Krankenhausseelsorger im Essener Norden, im Philippusstift Borbeck, im Marienhospital Altenessen und im St. Vincenz Krankenhaus Stoppenberg.

Als Gebärdendolmetscherin werde ich unterstützt von Rebecca Lackmann – wir kennen uns von Deinem Seelsorgepraktikum bei mir in Altenessen.

Musikalisch begleiten uns Kreiskantor Thomas Rudolph an der Orgel und Martin Wistinghausen, Bassstimme.

Weil die Zugangsmöglichkeiten in meinen Krankenhäusern noch sehr eingeschränkt sind, senden wir heute aus der Marktkirche.

Wir feiern diesen Gottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes (+) und des Heiligen Geistes. Amen.

Was uns hilft und trägt in unserem Leben ist zusammengefasst in einem Namen: Gott. Gott hat Himmel und Erde geschaffen.
Sein Friede sei mit uns allen. Amen.

Hanns-Dieter Hüsch hat Psalm 19 bearbeitet und „Zu Himmelfahrt“ überschrieben:

Herr

Ich will dich auch heute preisen Und Dir Dank sagen
Halleluja

Du schenkst mir wieder festen Boden

Unter meinen zerbrechlichen Füßen
Auch wenn ich zu zweit oder mit vielen gehe Bist Du an meiner Seite

Manchmal atme ich schwer

Und stolpere den Weg entlang und befürchte: Du hast die Erde verlassen

Doch ich bin töricht

Denn Dein ist die Welt
Dein sind Himmel und Erde
Da ist kein Zwischenraum kein Unterschied Keine Grenze

Und wenn wir gehen

Gehen wir zum Himmel
Und wenn wir kommen
Kommen wir zur Erde
Und wenn wir auf der Erde straucheln
Hebst Du uns auf in den Himmel
Denn Himmel und Erde sind Bruder und Schwester

Herr, ich bin frohgemut, dass ich in Deinem All zu Hause bin Dein Haus
Deine Welt
Himmel und Erde

Du hältst alle und alles zusammen

Herr, wir haben nur Dich
Deine Welt soll in uns sein
Solange Du Himmel und Erde vermählst Und beschützt
Und uns weiterhin gnädig bist.

Amen.


Ein Himmelfahrtslied als Brücke zwischen Ostern und Pfingsten

(Martin Wistinghausen)

Christ fuhr gen Himmel. Was sandt er uns hernieder?
Den Tröster, den Heiligen Geist, zu Trost der ganzen Christenheit. Kyrieleis.
Christ fuhr mit Schallen von seinen Jüngern allen.
Er segnet’ sie mit seiner Hand und sandte sie in alle Land. Kyrieleis.
Halleluja, Halleluja, Halleluja!
Des soll’n wir alle froh sein, Christ will unser Trost sein.
Kyrieleis.

Musik (Thomas Rudolph / Martin Wistinghausen) EG 120 „Christ fuhr gen Himmel“

Ansprache:

Ostern und Himmelfahrt beschreiben Abschiedssituationen; sind Trennungsgeschichten.
Die Jüngerinnen und Jünger sind verstört am Ostermorgen.
Die Bibeltexte für den heutigen Himmelfahrtstag berichten, wie sie gelähmt zum Himmel starren.

Das ist eine Ur-Erfahrung des Menschen, die in dieser Verstörung und Lähmung deutlich wird: Trennungsangst.
Angst, alleingelassen zu werden.
Angst, verlassen zu werden.

Angst, mich und dich zu verlieren.

»Abschiedlich leben« zu lernen (so hat es die Psychologin und Psychotherapeutin Verena Kast formuliert), Abschiedlich leben zu lernen ist eine der großen Aufgaben jedes Menschen.
Durch Abschiede werden wir erwachsen.

Abschiede, Trennungen machen Angst.

Es gibt Menschen, die reagieren auf die Trennungsangst mit Gewalt nach außen. Petrus ist so einer, der immer Gefahr läuft, dem das Schwert immer locker sitzt. Dann gibt es Menschen, die reagieren mit Gewalt nach innen.
Judas ist so einer. Als alles zusammenbricht, bringt er sich um. Am eigenen Traum gescheitert.

Es gibt Menschen, die stumpfen ab, werden depressiv, müde, verweigern den aufrechten Gang.
So einer ist Elia, bevor ihn ein Engel wieder aufrichtet.
Es gibt Menschen, die kränken sich selbst, reagieren auf das Erwachsenwerden mit Magersucht, auf Liebesentzug mit Essen im Über- maß.

Selbst Martin Luther versuchte noch in jungen Jahren, Gott durch Selbstverletzung zu zeigen, was er für ein Kerl ist.

Kein Wunder, dass Jesus vorbeugend, vorbereitend mit seinen Jüngerinnen und Jüngern »Abschiednehmen« lernt.

Auf dem Hintergrund unserer eigenen Geschichte, unserer Angst vor Trennung und in Kenntnis all der verzweifelten menschlichen Reaktionen auf Abschiede, geht Jesus nicht einfach wortlos seinen Jüngerinnen und Jüngern voraus oder gar davon.
Sehr, sehr sensibel greift er ihre verständlichen Trennungsängste auf:

„Ich will den Vater bitten, und er wird euch einen andern Tröster geben, dass er bei euch sei in Ewigkeit ... Ich will euch nicht als Waisen zurück lassen; ich komme zu euch. Es ist noch eine kleine Zeit, dann wird mich die Welt nicht mehr sehen.
Ihr aber sollt mich sehen, denn ich lebe, und ihr sollt auch leben.

Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.“
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Abschiedsschmerz und Trennungsangst.

Trennungsschmerz und Abschiedsangst. Erwachsen werden:
Nicht sehen, und doch glauben.
Nicht helfen können, und doch nicht resignieren. Nicht hören, und doch ahnen.

Nicht trauen, und doch wagen.
Auf die Gefahr von Enttäuschung hin lieben.
Auf die Gefahr von Tod hin leben.
Auf die Gefahr von Verlust hin schenken.
Auf die Gefahr von Versagen hin lernen.
Angesichts von Schädlingen und Trockenheit pflanzen und säen. Angesichts von Krieg keine Waffen schmieden.

(So hat Gerhard Engelsberger treffend über Abschiedliches Leben und Himmelfahrt meditiert.)

Erst am Pfingstfest beginnen die Jüngerinnen und Jünger, den Verlust zu überwinden. Ihre Heimat, Jesus, ist weg.
Christi Himmelfahrt war für sie ein Verlust-Fest.
Er war ihnen Weg, Wahrheit und Leben.

War ihr Meister, ihr Haus und ihr Halt.
Selbst seine Auferstehung befreite sie nicht von der Angst. Verloren starren sie zum Himmel.

Doch Himmel ist kein Ort, sondern eine Erfahrung!
Himmel ist überall, wo Gott ist.
Nicht umgekehrt!
Deshalb, und nicht wegen der völlig neuen Lebenssituation in der Corona-Pandemie, sollten wir in diesem Jahr mit dem Umdenken beginnen. Neues riskieren.

Sozusagen unsere „vertrauten und geliebten Kleingärten“ verlassen.

Ja, das dauert, bis man den Himmel nicht mehr oben und Gott nicht mehr in einem prunkvollen Haus sucht.
Sondern im Vorläufigen, im Unfertigen:

In der Zärtlichkeit zweier Liebender.
In der Musik eines Träumers.
Im farbenfrohen Bild eines psychisch Kranken.
In der Kinder- und Jugendarbeit, in der Nachbarschaftshilfe, in den Beratungsstellen, in der Alten- und Krankenpflege.
In immer neuen Anläufen zu mehr Nähe und Verständnis zwischen den Menschen.
In mutiger, aber verantwortbarer öffentlicher Rede,
in deiner und meiner Hand.
Du bist ein Ort Gottes!

Gott ist nicht Beton und Sandstein geworden.

Gott ist Mensch geworden.
Wir sind ein Ort, an dem man Gott begegnen kann.
In allem, was Gott weit macht, ist Christus gegenwärtig.
In allem, was das Herz weitet,
den Mut weitet,
die Angst mindert,
die Schritte freier,
den Gang aufrechter
und die Augen froher
macht.
Gott hat sich an Christi Himmelfahrt nicht aus dem Staub gemacht. Er schenkt uns seinen Geist.

Wir sind ein Ort Gottes.

Zeigen wir das auch!

Leben wir so, dass man das spürt am Arbeitsplatz, im Gebet, im Gottesdienst – oder wo immer Gott uns als Christinnen und Christen hinstellt und braucht.

Jesus Christus – und seine Himmelfahrt – machen uns Mut dazu:

„Den Frieden lasse ich euch,
meinen Frieden gebe ich euch.
Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt.
Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.“

Amen.

 

Musik (Thomas Rudolph/Martin Wistinghausen) Fürbitte / Vaterunser / Segen

Das Fürbittgebet „himmelfahrt“ stammt von Siegfried Eckert – der war übrigens auch mal Pfarrer hier in Essen:

du bist nicht im himmel gott
sondern wo du bist
da ist der himmel

sieh dir an Gott
wie wenig himmel es auf erden gibt
wie wir sonnenalleen zu sackgassen machen und blühende landschaften in wüsten verwandeln

himmlischer gott

wir bitten für unsere belastete mutter erde
gib unseren engen herzen
von der weite deines himmels ab
vergib unseren verstockten sinnen ihre sturheit lass aufgehen das licht deines erbarmens

über stadt und land

gott

wir ziehen dich
aus dem himmel herab zu uns denn wir wollen dich nicht lassen wo du vor menschen sicher bist

wir brauchen dich
für die müden und verbitterten
für die überforderten und zerbrochenen

wir sehnen uns
nach deinem tröstergeist
haben vertröstungen und trostpflaster satt

gott

wenn wir nun aufbrechen von diesem ort lass uns den anderen in seinem anderssein leichter ertragen

lass uns ins gespräch kommen über deinen offenen himmel
und die erde von deinen höhen aus mit anderen augen sehen

Amen.

Alles, was darüber hinaus unsere Herzen bewegt, wie unsere Lieben in Nah und Fern legen wir hinein in das Gebet, das Jesus Christus uns zu beten gelehrt hat:

Vater unser im Himmel Geheiligt werde Dein Name Dein Reich komme
Dein Wille geschehe

Wie im Himmel so auf Erden
Unser tägliches Brot gib uns heute
Und vergib uns unsere Schuld
Wie auch wir vergeben unseren Schuldigern Und führe uns nicht in Versuchung
Sondern erlöse uns von dem Bösen
Denn Dein ist das Reich
Und die Kraft
Und die Herrlichkeit
In Ewigkeit.

Amen.

Der Herr segne dich und behüte dich.
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und schenke dir Frieden (+). Amen.

Musik zum Ausgang (Thomas Rudolph / Martin Wistinghausen) EG 123, 1-3 „Jesus Christus herrscht als König“

Hinweis auf die Möglichkeit zur Kollekte

Quellen:

Hanns-Dieter Hüsch; Zur Himmelfahrt (Psalm) Gerhard Engelsberger; 2 Predigten + 1 Gedicht Siegfried Eckert; himmelfahrt (Gebet)